
Sara Mesa: "Die Familie"
Aus dem Spanischen von Peter Kultzen
Wagenbach Verlag € 24,00
Der neue Roman von Sara Mesa ist mich eine der literarischen Überraschungen des Frühjahrs.
Im Spanischen wurde "La Familia" mehrfach ausgezeichnet und das zurecht, wie ich finde.
Das Phänomen Familie lässt uns nicht los, begleitet uns durch unser Leben, hat uns geprägt und bestimmte Dinge geben wir sicherlich weiter.
Eine scheinbar ganz gewöhnliche Familie: Vater, Mutter, zwei Söhne, zwei Töchter. Der Vater Damián ist Anwalt, sozial engagiert, verehrt Gandhi und verachtet Redensarten. Als Mann klarer Vorstellungen erzieht er seine Frau Laura und die Kinder Damián, Rosa, Martina und Aqui zu Disziplin und Sparsamkeit, Rücksichtnahme und lückenloser Offenheit.
Das nimmt jedoch beklemmende Züge an, alle spielen Theater, gaukeln etwas vor, um den neurotischen Vorgaben des Vaters zu entkommen, sie zu umfahren.
Sara Mesa wechselt die Persektiven, erzählt aus verschiedenen Blickwinkeln und verfolgt ihr Personal über Jahre hinweg, von der Kindheit der Tochter im Vordergrund, bis zu deren Erwachsenwerden. Immer wieder werden Falltüren entdeckt, geöffnet und wird wieder verschlossen.
Wie entkommen diese Menschen dem Terror des Gutgemeinten, den Lügen, dem Schweigen, um sich selbt entwickeln?
Eine literarische Entdeckung über ein altes Thema, das uns alle betrifft, auf eine Weise erzählt, wie ich es noch nie gelesen habe.
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